Will ich meinen Hund BARFen?

Da mich immer wieder Hundehalter ansprechen und danach fragen, ob das BARFen als Fütterungsart für sie in Frage kommt, habe ich euch einige Fragen zusammengestellt. Diese kann jeder für sich selbst beantworten, bevor man den Entschluss fasst auf BARF Fütterung umzustellen:

Wie stelle ich sicher, dass mein Hund alle notwendigen Nährstoffe durch die Futterration erhält?

Das A und O in der BARF-Fütterung ist es, dass dem Hund alle notwendigen Nährstoffe in ausreichender Form zur Verfügung gestellt werden. Hierzu kann man sich im Internet auf vielen Informationsseiten selbst informieren. Auch gibt es teilweise kostenfreie Rechner, die man zur Berechnung der Ration verwenden kann. Wichtig ist, dass man sich wirklich ausführlich einliest und auf qualitative und fachlich fundierte Informationsquellen setzt. Auf der sicheren Seite ist man, wenn man sich eine Ernährungsberatung für den Hund sucht. Da die Bezeichnung „Ernährungsberatung für Hunde“ nicht geschützt ist, sollte man aber auch hier darauf achten, dass der/die ErnährungsberaterIn eine entsprechende Ausbildung nachweisen kann.

Kann ich nicht einfach ein Futtermittel aus dem Bereich "Fertig-BARF" verfüttern?

Jein… Fertig-Barf ist nur zu empfehlen, wenn es genaue Analysedaten zu den beinhalteten Zutaten und der Aufteilung sowie zu der Bedarfsdeckung des Produktes gibt. Dies ist nur in seltenen Fällen der Fall. Eine ausführliche Analyse kann man ggf. beim Hersteller erfragen. Gibt der Hersteller keine genauen Daten heraus ist eine Fütterung des Produktes nicht mehr zu empfehlen wie jedes andere Futter auch, bei dem man nicht genau weiß, was enthalten ist. Gegebenenfalls muss/kann dann die Ration noch individuell angepasst und ergänzt werden.

Wie hoch ist das Infektionsrisiko bei der Verfütterung von Rohfleisch?

Rohfütterung birgt bei falschem oder unhygienischem Arbeiten das Risiko sich bzw. den Hund mit Parasiten, Bakterien oder Viren zu infizieren. Dem kann man mit korrektem hygienischem Umgang bei der Verarbeitung (Portionierung, Auftauen usw.) vorbeugen. Wenn im gleichen Haushalt immunsupprimierte Menschen oder Babys und Kleinkinder wohnen, sollte man sie die Fütterung von Rohfleisch jedoch gut überlegen bzw. gut über den korrekten hygienischen Umgang damit informieren.

Welche BARF-Aufteilung möchte ich benutzen?

Es gibt verschiedene Aufteilungen, zum Beispiel von Susanne Reinerth und Swanie Simon. Natürlich kann man die Aufteilung auch selbst vornehmen, damit z. B. alle Nährstoffe bestmöglich natürlich gedeckt sind. Egal für was man sich entscheidet, man sollte sich vorab darüber informieren welcher Ansatz hinter dem jeweiligen Konzept steckt und welches zu seiner eigenen Vorstellung der Fütterung am besten passt.

Gibt es Nahrungsmittel die mein Hund besonders gerne frisst oder hat er Abneigungen oder Unverträglichkeiten?

Vor allem Zutaten, gegen die Unverträglichkeiten bekannt sind dürfen natürlich nicht in der Rationsgestaltung enthalten sein. Sehr gut kann man aber auch auf die jeweiligen Vorlieben des Vierbeiners eingehen. Beides kann bei einer individuellen Rationsgestaltung besser berücksichtigt werden als in herkömmlichen Fertigfuttermitteln.

Welche Energiemenge habe ich bisher gefüttert, hat mein Hund zugenommen oder abgenommen hat er Unter- oder Übergewicht oder ein perfektes Idealgewicht?

Dementsprechend muss der Energiegehalt in der Ration berechnet werden. Hier kann man sehr individuell Anpassungen vornehmen, je nachdem ob der Hund ggf. etwas zunehmen soll oder etwas abnehmen muss.

Welche Leckerlies füttere ich innerhalb einer Woche?

Die Menge und Art der Leckerlies muss vorab erfasst werden. Der Energiegehalt deren muss dann in die Ration einberechnet werden, damit man keine Überraschungen hinsichtlich des Gewichts erlebt.

Welche Bezugsquellen habe ich in der Nähe, möchte ich vor Ort kaufen, oder im Online Shop, ist mir die regionale Herkunft der Zutaten und/oder eine artgerechte Haltung des Tieres wichtig?

Diese Frage kann sich jeder selbst am besten beantworten. Hinsichtlich Bezugsquellen kann man sich eine Übersicht über Suchmaschinen holen oder auch Empfehlungen einholen.

Welche Fleischsorten möchte ich füttern?

Es ist jedem selbst überlassen mit welcher Art von Fleisch man seinen Hund ernähren möchte. Empfehlenswert ist es, dass man sich auf zwei bis drei Sorten konzentriert, falls später Allergien auftreten, hat man noch genügend Alternativen zur Verfügung.

Habe ich Gefriermöglichkeiten, kann ich ggf. welche schaffen?

Gefriermöglichkeiten sind von Vorteil. So kann man zum Beispiel Fleisch in größeren Mengen aus einem Online-Shop für längere Zeit bestellen und es fallen dadurch nicht so oft Versandkosten an. Auch kann man sich überlegen, ob man den Gemüse- und Obst-Teil der Ration für längere Zeit vorkocht/vorbereitet und bereits portioniert einfriert, um es dann tagesweise aufzutauen. Wer keine Gefriermöglichkeiten oder nur geringe Kapazitäten zur Verfügung hat, sollte sich überlegen, ob er regelmäßig die zeitlichen Ressourcen hat, um frisch zu kochen.

Schaffe ich es täglich den Gemüse Obst Mix vorzubereiten oder möchte ich eine, zwei oder mehrere Wochen vorkochen und einfrieren?

Diese Frage hängt vermutlich mit der vorherigen zusammen bzw. kann individuell beantwortet werden, je nachdem was man selbst gerne möchte.

Welches Fleisch verwende ich genau, wie ist die Zusammensetzung?

Wenn man sich auf die Fleischsorten festgelegt hat, die verwendet werden sollen, muss man sich über die Zusammensetzung Gedanken machen. Je nachdem für welche Aufteilung man sich entschieden hat wird mit Muskelfleisch, Pansen, Knochen oder Karkassen und Innereien (Herz, Niere, Milz, Lunge, Leber usw.) gearbeitet.

Möchte ich Innereien verfüttern? Wie sieht es mit Pansen und Knochen aus?

Dies kann sich jeder für sich überlegen. Man kann Innereien, Pansen und auch Knochen ersetzen. Vor allem Knochen bieten ein Risiko für Verletzungen. Hier empfiehlt es sich mit Karkassen zu arbeiten oder den Knochenteil durch ein angepasstes Verhältnis an Knochenmehl zu ersetzen.

Muss ich gewünschtes Fleisch ggf. kochen?

Fleisch muss nicht zwingend gekocht werden. Ernährungssensible Hunde vertragen unter Umständen kein rohes Fleisch. Hier sollte man den Verträglichkeitstest mit einer geringen Menge an rohem Fleisch vorsichtig ausprobieren. Auch gibt es Fleischsorten, wie zum Beispiel Schweinefleisch, welches ausschließlich gekocht verfüttert werden soll. Mit rohem Schweinefleisch besteht die Gefahr der Übertragung des Aujeszky-Virus besteht.

Habe ich die Möglichkeit Gemüse zu pürieren bzw. möglichst schonend zu dünsten?

Diese Frage werden die meisten mit ja beantworten, aber auch hier sollte man vorher darüber nachdenken, ob Töpfe oder sonstiges in entsprechender Größe vorhanden sind.

Wie gehe ich bei der Futterumstellung auf BARFen vor?

Wenn man bereits weiß, dass der Hund die Rohfleisch-Fütterung verträgt kommt es ganz darauf an, ob er sensibel auf Futterumstellungen reagiert oder nicht. Der Zeitraum kann sich je nach Wunsch von einer bis vier Wochen erstrecken.

 

Ich hoffe ich konnte einige Fragen klären und euch bei der Entscheidung, ob ihr euren Vierbeiner BARFen möchtet weiterhelfen. Wer entscheidet, dass BARFen nichts für ihn und seinen Hund ist, braucht kein schlechtes Gewissen haben, es gibt viele Wege über die man einen Hund bedarfsdeckend ernähren kann. Wenn ihr  Fragen habt oder euch unsicher bei der Rationsberechnung etc. seid, könnt ihr euch gerne bei mir melden. 

Quellen:

Zentek, J. (2016). Ernährung des Hundes Grundlagen – Fütterung – Diätetik, 8. Auflage. Enke-Verlag, Stuttgart.

10.06.2022 – Es kann keine Verantwortung hinsichtlich Vollständigkeit und Korrektheit übernommen werden.

Alle Angaben und genannten Hinweise sind Empfehlungen und müssen individuell geprüft werden.

©4LuckyPaw’s Sabrina Schmuttermair

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